Physiologie bei Ratten - Die Luftfeuchtigkeit

Eine nur allzu bekannte, rattentypische Krankheit ist die Erkrankung der Atemwege. CRD (chronic respiratory disease) ist der wichtigste Erkrankungs-Komplex bei Ratten. Der Haupterreger ist ein Bakterium namens Mycoplasma pulmonis. Alleine ist dieser relativ harmlos. Die Tiere tragen den Keim zwar in sich, erkranken aber nicht. Erst wenn andere Infektionserreger hinzukommen, kommt es zu einer Erkrankung. Dazu tragen auch bei z.B. verschmutzte Käfige, Temperaturschwankungen, Zigarettenrauch und Stress jeder Art. Ein erkranktes Tier muss so schnell wie möglich mit Antibiotika wie Terazyklinen behandelt werden. Das große Problem dabei ist, das die Symptome zwar verschwinden können, die Erreger aber erhalten bleiben. Die krankheit kann also später wieder ausbrechen, und jede Neubehandlung ist schwieriger, weil das vorher verwendete Antibiotikum durch Resistenz des Erregers nicht mehr wirksam ist.

Im Verlauf einer Mykoplasmose kann auch eine Entzündung des Ohres auftreten (Otitis), die wiederum auf eine Infektion mit Mycoplasma pulm. zurückgeführt wird und sich durch Kopfschiefhaltung und Bewegungsstörungen äußert.

Es heißt, daß die Behandlung des oft weit fortgeschrittenen Stadiums wenig erfolgversprechend ist, ich würde aber auf alle Fälle trotzdem eine Behandlung mit einem Antibiotikum, z. B. Tetracyclin oder Enrofloxacin versuchen.

Einen Teil der Vorbeugung dagegen kann auch der Rattenhalter selbst beitragen. Wie es auch aus der Humanmedizin bekannt ist, ist die trockene Luft in den Wohnräumen, bedingt durch Zentralheizung und besonders im Winter nicht gerade förderlich für die Gesundheit. Trockene Luft reizt die Atemwege, worunter Ratten sehr leiden können. Abhilfe kann ein Luftbefeuchter schaffen, doch haben solche Geräte oft eine große Kapazität und sind für kleinere Zimmer nicht unbedingt geeignet.

Man kann sich aber auch mit feuchten Handtüchern behelfen, die man in der Nähe des Käfigs aufhängt. Wir haben im Winter schon eine relative Luftfeuchtigkeit von unter 40 % gemessen, die man mit oben genannter Methode auf annähernd 50 % steigern kann, einem Wert, der als Minimum angesehen werden kann. Die Handtücher müssen täglich kräftig befeuchtet werden. Kleine Wasserschalen, am Heizkörper befestigt, bringen unserer Erfahrung nach nur wenig Erfolg, weil sie zu wenig Oberfläche haben.

Ein weiterer Aspekt der Krankheitsvorbeugung, der auf den ersten Blick vielleicht gar nichts damit zu tun haben mag, wäre, dass man seinen Ratten Ruhezeiten gönnt, die sie von sich aus festlegen dürfen. Ratten sind nacht- und dämmerungsaktive Tiere, was natürlich nicht heißt, dass sie tagsüber die ganze Zeit schlafen. Aber wenn es für den Rattenhalter irgendwie möglich ist, sollte er sich mit seiner freien Zeit, die er mit seinen Ratten verbringt, nach den Tieren richten und nicht umgekehrt. Es darf also nicht so sein, dass er sich seine Ratten "schnappt", wenn ihm gerade 'mal danach ist, sie womöglich aus ihren Schlafhäuschen zerrt, und sich denkt: jetzt spielt 'mal schön mit mir. Das werden die Ratten von sich aus tun. Sie ständig zu ihren Ruhezeiten zu belästigen, ist ein großer Stress für die Ratten und kann auch zur Schwächung ihres Immunsystems führen. Natürlich werden besonders anhängliche Tiere auch einmal Steicheleinheiten außerhalb der gewohnten Zeit suchen und genießen, aber auch in diesem Fall wird das Tier von sich aus die Nähe ihres Menschen suchen.

Ein im Prinzip gut gemeinter Gedanke kann ebenfalls zu Stress für die Tiere führen, nämlich wenn laufend die Einrichtung des Käfigs verändert wird. Wenn man damit Abwechslung für seine Ratten schaffen will, kann das durchaus auch negative Folgen haben. Wildlebende Ratten sind Gewohnheitstiere insofern, als dass sie z.B. ihre festen, markierten Laufwege benutzen. Werden diese, vielleicht durch "menschliche Baumaßnahmen", zerstört, so herrscht im betroffenen Rudel helle Aufregung, die Tiere finden sich nicht mehr zurecht. Verändert man nun zuhause im Käfig z.B. die Lage von Laufbrettern oder Leitern, dürfte das ähnliche Auswirkungen haben. Ganz abgesehen davon, dass dabei auch Unfälle passieren können, wenn eine Ratte eiligst ein Brett überqueren will, das nicht mehr an dieser Stelle vorhanden ist. Auch die Schlaf-und Eßplätze sollten immer an einer Stelle belassen werden. Viel besser ist es da, wenn man seine Ratten zu bestimmten Zeiten Freilauf bietet und dabei mit seinen Ratten spielt. Hier kann man ihnen dann einen "Abenteuerspielplatz" aufbauen und sie unter Aufsicht austoben lassen.